Literatur als Entdeckungsverfahren: Ein Workshopformat für neue Perspektiven und Handlungsoptionen
Wie kann Literatur die Entwicklung von Individuen und Organisationen fördern?
Ein neues Format von Agile Acting nutzt die kraftvolle Welt der Literatur, um Individuen, Teams und Organisationen durch ihre Entwicklungsprozesse zu begleiten. Wir nutzen Literarische Texte als Impuls und Ausgangspunkt für die Begleitung von Lern-, Erkenntnis- und Veränderungsprozessen. Geschichten und Erzählungen erzeugen innere Bilder und schaffen einen kreativen Rahmen, in dem zwischenmenschliche und gesellschaftliche Dynamiken erkundet und tiefere Strukturen sozialer Systeme besser verstanden werden können. Die szenisch-kreative Bearbeitung der universellen Themen, die literarische Werke bieten, hilft dabei, neue Perspektiven zu gewinnen und kreative Lösungswege zu entwickeln. Dieses Format bietet eine spannende Möglichkeit, die transformative Kraft von Literatur in der Arbeit mit Menschen und Organisationen zu entdecken.
Welche Bedeutung haben Geschichten in unserem Leben?
Von der Kraft der Narration
Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen. Dieses Prinzip, in Disziplinen wie Psychologie, Philosophie und Soziologie fest verankert, betont die Macht der Narrative in der Formung unserer Identität und Wahrnehmung. Literatur ist weit mehr als bedrucktes Papier; sie spiegelt unsere Gesellschaft, Kultur und innersten Gedanken wider. Geschichten begleiten uns durchs Leben, prägen unsere Sichtweisen und erlauben uns, tief in die Seelen anderer Menschen zu blicken. Sie bieten die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven einzunehmen, neue Welten zu erkunden und sich in Charaktere hineinzuversetzen, denen man im realen Leben nie begegnen würde. Die Geschichten, die wir lesen und erzählen, formen unser Verständnis von uns selbst und unserer Umwelt. Literatur ermöglicht es uns, unsere Umgebung und uns selbst zu erforschen und zu begreifen, im Erzählten widerzuspiegeln und unsere Geschichten neu zu schreiben. Beim Lesen von Literatur erkennen wir oft Elemente unserer eigenen Erfahrungen, Emotionen und Beziehungen wieder. Diese Identifikation hilft uns, unsere Gefühle zu verarbeiten und unsere eigenen Lebenswege zu reflektieren. Figuren und Handlungen in literarischen Werken bieten uns eine Projektionsfläche für unsere eigenen Erlebnisse, Entwürfe und Lösungswege.
Ja, aber… Was hat das mit sozialen und organisatorischen Dynamiken zu tun?
Literarische Werke öffnen Türen zu vielfältigen Themen, die sowohl individuell als auch kollektiv von Bedeutung sind. Sie ermöglichen es, gesellschaftliche Fragestellungen zu beleuchten und persönliche Herausforderungen aus neuen Perspektiven zu betrachten. Durch die dramatische Zuspitzung werden Aspekte deutlich, die in der Komplexität und Unschärfe des Alltags aus dem Blick geraten. Das Eintauchen in die Welten der Literatur ermöglicht daher, komplexe soziale, politische und kulturelle Dynamiken besser verstehen zu können. Diese Impulse sind der Ausgangspunkt für tiefgehende Reflexion und Diskurse über die relevanten Themen unserer Zeit. In Gruppenprozessen können die gewonnenen Erkenntnisse integriert werden, um neue Handlungsoptionen für Einzelpersonen, soziale Systeme und die Gesellschaft insgesamt aufzuzeigen.
Was hat das mit dem Psychodrama von J.L. Moreno zu tun?
Das Verfahren Psychodrama nutzt die Kraft der szenischen Darstellung und der Rollenübernahme, um persönliche und soziale Themen zu erforschen. Durch die Übernahme und Exploration von Rollen aus literarischen Werken können Teilnehmer*innen neue Perspektiven gewinnen und verborgene Aspekte ihrer selbst und ihrer Beziehungen entdecken. Diese Technik ermöglicht es, kreativ in die Rollen von Figuren zu schlüpfen und deren Gedanken, Gefühle und Handlungen nachzuvollziehen, wodurch neue Einsichten in eigene und fremde Lebenswirklichkeiten entstehen. Die spielerische Exploration dieser Rollen macht verborgene Emotionen und Konflikte sichtbar und bearbeitbar. Indem man sich vollständig in literarische Werke vertieft, erlebt man einen Perspektivenwechsel, der es ermöglicht, die Welt durch die Augen anderer zu sehen. Diese Immersion fördert Empathie und ein tieferes Verständnis für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen. Gleichzeitig lässt es an den langwierigen und sich schnell und schneller wiederholenden Diskussionen, die es in den meisten Organisationen gibt, vorbeischauen und gibt den Blick auf die gesamte Komplexität eines Systems frei.
Wie beeinflussen Emotionen den kreativen Prozess?
Narrationen haben die Macht, tief in unser Innerstes vorzudringen und Emotionen hervorzurufen. Literatur berührt uns, lässt uns lachen, weinen, hoffen und verzweifeln. In einem psychodramatischen Setting nutzen wir diese emotionale Kraft, um authentische Erlebnisse zu schaffen und zu erfahren. Die fiktiven Welten der Literatur werden zum Mittel, um in einer Surplus Realität Gefühle auszudrücken und miteinander zu teilen, was den Prozess der Selbstreflexion und der zwischenmenschlichen Begegnung fördert.
Und dann? Was machen wir damit?
Von der Fiktion zur Realität: Transfer und neue Handlungsmöglichkeiten.
Die Erkenntnisse und Erfahrungen, die in der psychodramatischen Auseinandersetzung mit Literatur gewonnen werden, können ins reale Leben integriert werden. Die szenische Exploration bietet uns neue Handlungsmöglichkeiten und alternative Wege, um mit Herausforderungen umzugehen. Durch die kreative Auseinandersetzung mit fiktiven Szenarien lernen wir, unsere Realität aktiv zu gestalten und konstruktive Verhaltensweisen zu entwickeln. Die Verbindung von Literatur und Psychodrama eröffnet eine einzigartige Möglichkeit, Geschichten auf eine tiefgreifende und transformative Weise zu erleben und Impulse für die Reflexion und Gestaltung des eigenen und des gesellschaftlichen Lebens zu nutzen. Dieses Format fördert nicht nur die Leidenschaft für Literatur, sondern auch die Bereitschaft, sich auf Veränderungsprozesse einzulassen und aktiv an der eigenen Entwicklung und der Gestaltung unserer Gemeinschaft mitzuwirken. Die Geschichten, die wir uns erzählen, werden zu einem kraftvollen Werkzeug für persönliches und kollektives Wachstum.
Wie sieht ein typischer Workshop aus?
Eine Workshopreihe fokussiert auf jeweils ein Thema, zum Beispiel:
- Liliput und Brobdingnag: Gullivers Reisen von Jonathan Swift als Möglichkeit zum aktiven Perspektivenwechsel und zu einem kritischen Blick auf bestehende gesellschaftliche Systeme. Wie blicken wir auf unsere Teamproblematik, wenn wir ein Riese unter Zwergen wären? Wie begegnen wir unseren Mitarbeitern, wenn wir die Perspektive eines winzigen Gullivers einnehmen, der auf seine gigantischen Mitarbeiter schaut? Welche Veränderungen nehmen wir wahr und was können wir daraus mitnehmen?
- Narziß und Goldmund von Herman Hesse: Vernunft und Logik vs. Emotion und Kreation. Der Wissenschaftler Narziß, der die Logik, Planbarkeit und Wahrheit repräsentiert, trifft auf die Kreativität und Lösungsoffenheit des Künstlers Goldmund. Beide sind sich dessen bewusst, dass sie komplementär sind und die Welt beide Aspekte benötigt, um vollständig zu sein. Was lernen wir im Zusammenspiel über die Gestaltung unserer Produkte und Serviceangebote? Wie können wir die Erkenntnisse zum Wohle unserer Kunden nutzen?
- Novecento von Alessandro Baricco: Entscheidungen treffen, Ambivalenzen an Scheidewegen. Nur wenige Organisationen loben sich für ihre Entscheidungsfreude.
Wie kann man mehr darüber erfahren und es ausprobieren?
Wir freuen uns sehr, dieses Format anzubieten. Individuelle Anpassungen sind für den Bereich Organisationsentwicklung, für gesellschaftliche und politische Reflexion, Gruppensupervisionen oder Selbsterfahrung gleichermaßen möglich. Zusammen Ihnen erarbeiten wir den jeweils passenden Ansatz – wie wir es in vielen anderen Workshops bereits getan haben.
Kontaktiere uns für mehr Informationen und aktuelle Termine: info@agile-acting.com